Zwei Beispiele, an denen auch Tyczka beteiligt ist, zeigen wie die Transformation zur grünen Wärmeversorgung gelingen kann. Es handelt sich dabei um Kommunen, die auf grüne Nahwärmenetze setzen.
Die im Altmühltal gelegene Gemeinde betreibt bereits seit 2014 ein intelligentes Nahwärmenetz, das bedarfsgerecht und variabel nur die Wärme liefert, die gebraucht wird. Das Besondere daran: Es ist ein kaltes Nahwärmenetz. Denn ein klassisches Modell, bei dem eine Heizzentrale üblicherweise Wasser mit 80 Grad Celsius für die Wärmeversorgung zur Verfügung stellt, wäre für die 3.000-Seelen-Gemeinde weder energieeffizient noch wirtschaftlich gewesen – wenn im Sommer nicht geheizt wird, wären die Wärmeverluste entlang der Rohrleitungen höher gewesen als der eigentliche Wärmebedarf.
Individuelle Lösung
Der ortsansässige Energiespezialist ratiotherm entwickelte ein Konzept, bei dem kalte Nahwärme zum Einsatz kommt. Hier wird außerhalb der Heizsaison die Betriebstemperatur auf 30 Grad Celsius abgesenkt, was die Leitungsverluste auf ein Viertel reduziert. Die Heizzentrale wird in dieser Zeit abgeschaltet und die Wärme kommt von einer Solarthermieanlage auf der Heizzentrale. Die angeschlossenen Haushalte verfügen über spezielle Übergabestationen mit integrierter Wärmepumpe – die das Wasser je nach Bedarf auf 70 bis 80 Grad Celsius erhitzen und den häuslichen Pufferspeicher befüllen. Der Strom hierfür ist erneuerbar, denn er stammt von der Photovoltaikanlage (PV-Anlage) des örtlichen Schuldachs.
Im Winter, wenn viel Heizwärme benötigt wird, läuft das Netz bei den üblichen 80 Grad Celsius. Doch sogar zu dieser Zeit kann Dollnstein circa die Hälfte des Wärmebedarfs aus regenerativen Quellen schöpfen, schließlich kommt die Wärme nur zum Teil aus der Heizzentrale mit dem Blockheizkraftwerk (BHKW). Da das BHKW auch Strom erzeugt, treibt dieser – zusammen mit dem Strom der PV-Anlage – eine große Wärmepumpe an, die wiederum das stets zu Verfügung stehende sechs bis acht Grad warme Grundwasser als zuverlässige Wärmequelle nutzt.
Sommers wie winters sorgt eine ausgeklügelte Regeltechnik dafür, dass die erneuerbaren Energien so effizient wie möglich genutzt werden – hierfür sind alle Komponenten miteinander vernetzt und teilen sich gegenseitig mit, wie viel Strom und Wärme zur Verfügung stehen und wie hoch der jeweilige Bedarf ist. Und immer dann, wenn in Dollnstein doch mal eine Spitzenlast abzudecken ist, kommt sicher und zuverlässig Flüssiggas von Tyczka Energy ins Spiel. Insgesamt spart das Dollnsteiner Modell gegenüber einem herkömmlichen Wärmenetz rund 45 Prozent an Energieeinsatz und knapp 60 Prozent an CO2-Emissionen ein. Das lohnt sich nicht nur für die Umwelt, sondern – gerade in Zeiten steigender Energiepreise – auch finanziell für die angeschlossenen Haushalte.

Auch in der Gemeinde Weigenheim in Mittelfranken ist ein effizientes und innovatives Nahwärmenetz umgesetzt worden. Es erfüllt die Kriterien der Bafa-Förderung „Modellvorhaben Wärmenetze 4.0“ und erhält einen Zuschuss in Höhe von 41 Prozent der Gesamtkosten.
Die Solarthermieanlage, die 2023 für das grüne Nahwärmenetz gebaut wurde, hat eine Brutto-Kollektorfläche von circa 2.200 Quadratmetern. Ein großer Pufferspeicher mit einem Volumen von 600 Kubikmetern sorgt dafür, dass die Sonnenenergie auch gespeichert werden kann. Ein Heizkraftwerk mit zwei Holzhackgutkesseln, die je nach Wärmebedarf auch einzeln betrieben werden können, ergänzt das Konzept. Und nicht zuletzt ist auch ein Blockheizkraftwerk und ein Gaskessel Teil des Wärmenetzes. Zum einen, um die Eigenstromversorgung bei einem Netzausfall sicherzustellen und zum anderen, um mithilfe von Flüssiggas Spitzenlasten zuverlässig abdecken zu können. Hierzu hat Tyczka vor Ort einen 30-Tonnen-Flüssiggasbehälter mit einem 100-Kilogramm-Verdampfer installiert.
Das effiziente und durchdachte Konzept kommt gut bei den Bürgern an. Fast 90 Prozent haben sich für einen Anschluss an das geplante Nahwärmenetz entschieden, und so werden in der Gemeinde künftig rund 180.000 Liter Heizöl pro Jahr durch regenerative und nachwachsende Rohstoffe ersetzt.
Besonders praktisch: Die Wertschöpfung des Projekts bleibt in Weigenheim, da das Holz für die benötigten Holzhackschnitzel vorhanden ist und nicht extern hinzugekauft werden muss.
